Eine kleine Weile ist es zwar schon her und doch lohnt es sich noch lange davon zu berichten. Anfang des Jahres war ich ein wenig auf Reisen, in einem Teil des Landes wo man mit jedem Schritt Afrikas Herzschlag hoert. Ich habe Halt gemacht in Brasiliens aeltester und erster Hauptstadt Salvador, im Bundesstaat Bahia.
Voellig fasziniert von jenem ganz anderen Gesicht Brasiliens konnte ich kaum glauben dass ich noch im selben Land, dass ich noch auf selbem Kontinent war. Zu jeder Tageszeit, zu jedem Anlass erfuellt dort Musik die alten Strassen des historischen Zentrums Pelourinho. Samba, Axé, Pagode oder Trommelrhythmen, alles ist zu hoeren, wenn du nur lauschst. Bunte Kolonialstilhaeuser, Reihe in Reihe, eins nach dem anderen, zieren die Gegend, Kopfstein pflastert deinen Weg. Zahlreiche kleine Laeden locken Schwaerme von Touristen aus allen Teilen der Welt.
Locken mit Instrumenten und traditioneller Kleidung, mit Mitbringseln und Postkarten, Schmuck und allem anderen was fremdes Herz begehrt. Die afrikanische Seele, die einst der Sklavenhandel mit sich brachte, scheint die bahianische Erde seither nicht mehr verlassen.
Dunkle Haut soweit das Auge reicht, herausstechen die estrangeiros wie schwarze Schaafe, was Taschendiebstahl zum Kinderspiel macht, im wahrsten Sinne des Wortes. In allem Rausch der Faszination fuer Salvadors lebendige, aufregende und lebensfrohe Art, bremst doch die Unsicherheit. Ich wurde das Gefuehl nicht los, ich haette mich in des Loewens Hoelle begeben. Denn das historische Zentrum Salvadors bedeutet heute gleichzeitig viele Touristen. Und wo sich viele Touristen tummeln, da tummelt sich auch haufenweise Geld. Geld, dass man gerne mal ausgibt fuer das ein oder andere Mitbringsel. Unvorsichtig -den unwissend- mit Geldscheinen winken so viele und locken und locken Diebe. Den Tourist also zuhause lassen und losziehen ohne Kamera und Portmonaie, am besten ohne Handtasche, mit einem Schein in der Socke und einatmen. Salvador einatmen und aufsaugen. Eintauchen und -wenn auch nur fuer kurz, denn wahrlich nicht fuer lange- Teil werden.
Alter Legende zufolge hat die Stadt genau 365 Kirchen. „Fuer jeden Tag des Jahres eine“ sagt man.